Freie Fahrt für den fortschrittlichen Lieferverkehr: Projekt SNAcKS der Landeshauptstadt bringt Ideen nun in die Testphase
Video von Schwerin TV zur Kickoff-Veranstaltung
Kleine Verteilzentren in der Stadt, Lastenräder, Parklieferzonen – noch ist das Zukunftsmusik in Schwerin, aber bereits in greifbarer Nähe. Denn der „Schweriner Lieferverkehr der Zukunft – nachhaltig, automatisiert, kunden- und serviceorientiert (SNAcKS)“ startet in die konkrete Testphase durch. Bei einem anschaulichen Kick-Off in der Bushalle des Nahverkehr Schwerin (NVS) erläuterten zahlreiche Beteiligte in Vorträgen und einer Talkrunde, was durch SNAcKS 2.0 bis Ende 2024 testweise passiert, wo es Hürden zu überwinden gilt und wie Schwerin sich bis 2035 nachhaltig umgestalten könnte.
Schon in der ersten Projektphase hatte die Landeshauptstadt gemeinsam mit vielen Akteuren sowie Bürgerinnen und Bürgern ein Zielbild für einen umweltfreundlichen Lieferverkehr erstellt. „Wir sind stolz auf dieses Projekt. Immerhin haben wir uns beim Mobilitätswettbewerb #mobilwandel2035 unter 140 Einsendungen behauptet“, so die Begrüßungsworte von Bernd Nottebaum, Dezernent für Bauen, Wirtschaft und Umwelt. „Mithilfe der Fördergelder von 150.000 Euro sind in Phase 1 zahlreiche Ideen gemeinsam entwickelt und erste umgesetzt worden. Die Paketbahn und die dazugehörigen DHL-Packstationen an den Bahnhaltestellen sind hervorragend gelungene erste Praxisbeispiele dafür. In Phase 2 wollen wir die ersten Schritte ausbauen und sozusagen die Langstrecke testen. Wir werden sehen, was gut funktioniert, wo Ideen nicht umsetzbar sind und wie wir dort konkret nachbessern können.“ Dafür stehen vom Bund 600.000 Euro Fördergelder zur Verfügung.
Ein starker Projektpartner ist die Institut Stadt|Mobilität|Energie (ISME) GmbH, die bereits das Elektromobilitätskonzept für die Stadt Schwerin entwickelt hat. Geschäftsführer Karsten Hager erläuterte, welche Logistikbausteine bei SNAcKS 2.0 zukünftig wie Zahnräder ineinandergreifen sollen: „Es sind dienstleisterunabhängige Paketstationen geplant, sodass verschiedene Lieferdienste ihre Pakete abstellen und Bürger Retouren abschicken können. Zudem möchte die Landeshauptstadt nachhaltige Liefer- und Ladezonen einrichten, um den Verkehrsfluss zu verbessern und Anreize für den ökologischen Transport zu schaffen. Darüber hinaus soll es innerstädtische Logistikhubs geben, also Lager im Herzen der City. Von hier aus starten Lastenräder in die nähere Umgebung. Für einen langfristigen Erfolg ist es zentral, möglichst viele unterschiedliche Akteure und Vertreter der einzelnen Branchen für die City-Logistik zu vernetzen.“ Hier setzt auch die Storebox Holding GmbH an. „Mit den sogenannten Mikro Hubs wollen wir in Schwerin eine Infrastruktur für nachhaltige Stadtlogistik aufbauen und mit städtischen Partnern Lösungskonzepte im Click & Collect Bereich entwickeln. Einen solchen Standort gibt es schon in der Salzstraße. Das wollen wir mehr ausbauen. Gemeinsam mit den anderen Partnern arbeiten wir an weiteren Lösungen“, so Gründer Ferdinand Dietrich. „Denn die Räume sollten zentral liegen, aber wiederum nachts keine Anwohner stören.“ Ein wesentlicher Punkt – findet Marko Herkner, Geschäftsführer der Logistik-Service-Gesellschaft MV mbH. Er stellte bei der Veranstaltung ein E-Bike und zwei E-Trikes vor und hat viel Erfahrung mit Lastenrädern und Logistik. „Ich kenne die positiven Gesichtspunkte genauso wie die Hürden. Mit den entsprechenden Aufbauten kann man mit Lastenrädern wirklich wunderbar mobil hantieren.Deswegen wollen wir das im Projekt vorantreiben. Wenn wir allerdings insbesondere über den Innenstadtbereich sprechen, brauchen wir Genehmigungen für die Fußgängerzone. Und das Thema Barrierefreiheit – Bordsteine, Kopfsteinpflaster – ist eines, das uns in der Testphase ebenso beschäftigen wird.“ Auch der Nahverkehr Schwerin (NVS) ist bei SNAcKS 2.0 mit Lastenrädern dabei, damit Bürgerinnen und Bürger Großes und Schweres umweltfreundlich transportieren können. „Wir vermieten ja bereits E-Bikes vom Ziegenmarkt aus und in zahlreichen Hotels. Jetzt wollen wir unseren Verleih erweitern“, so Lothar Matzkeit, Geschäftsführer des NVS. „Ein zweirädriges Lastenrad ist bereits am Start. Gerade sind wir in der Entscheidungsphase für größere Modelle. Wir wollen natürlich dafür sorgen, dass sie praktisch und einfach zu benutzen sind und vor allem Sicherheit bieten.“
Der NVS arbeitet zudem weiter mit der DHL Deutsche Post AG zusammen. Der Leiter der Brief- und Verbundauslieferung MV Thomas Frölian sagte in der Talkrunde dazu: „Wir haben gemeinsam die Paketbahn auf die Schiene gebracht und Packstationen an Haltestellen eingerichtet. Da nehmen wir bundesweit durchaus eine Vorreiterrolle ein. Nach Ostern etwa werden wir gemeinsam eine Bestandausaufnahme dazu machen und schauen, wie es damit konkret weitergehen kann.“
Welche Potenziale alle Maßnahmen haben und wie sich die Projektinhalte tatsächlich auf Schwerin auswirken, muss im Rahmen der Testphase wissenschaftlich begleitet und ausgewertet werden. Dafür ist die Universität Stuttgart, genauer der Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik mit im SNAcKS-Boot. Dr. Matthias Schmaus erläuterte beim Kick-Off diese Rolle genauer: „Bis 2024 können nun zahlreiche innovative Projektbestandteile ausprobiert werden. Welche schließlich zur dauerhaften Realität in Schwerin werden, ist später Entscheidung der Politik. Unsere Aufgabe ist es, wertfrei zu messen, wie sich zum Beispiel Park-Lieferzonen auf den Verkehrsfluss auswirken, wie sich der Schadstoffausstoß durch Lastenräder statt Lkw verändert und vieles mehr.“
Schwerin macht sich mit SNAcKS 2.0 nun jedenfalls auf den direkten Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Die Landeshauptstadt sowie alle Projektpartner blicken gespannt auf die kommenden Monate. „Unser Ziel ist ein noch lebenswerteres Schwerin“, so Carola Nitz, Leiterin der Stabsstelle Klimamanagement und Mobilität. „Es wäre schön, wenn wir Abgase reduzieren und den Autoverkehr verringern könnten. Die Stadt könnte leiser und freier werden. Wir scheuen uns nicht davor, Ideen nach dem Ausprobieren zu verwerfen oder an ihnen zu feilen. Nur so können wir etwas schaffen, das auch wirklich umsetzbar ist und wovon alle Bürgerinnen und Bürger langfristig profitieren.“
Foto: Copyright maxpress / Ingo Wziontek
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